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Das Wartezimmer für eine Kinderarztpraxis gestalten

Aktualisiert: 25. Feb. 2023


Wie sollte eigentlich das Wartezimmer in der Kinderarztpraxis aussehen? Kann man es künstlerisch gestalten? zwar nicht mit alten Büchern? damit Kindern nicht langweilig ist?


Der vorliegende Beitrag zeigt, wie ich ein Wartezimmer in einer Kinderarztpraxis als einen spielerischen Lernraum gestaltete, in dem Kinder auch den Anbau von Tomaten lernen können. Außer dieser experimentaler Kunst am Bau-Praxis werden noch zwei Beispiele zum Vergleich genannt, eine architektonische Gestaltung für einen großen Aufenthaltsbereich und auch eine Gestaltung für ein Patientenzimmer.


Eine Mutter und ihr Kind spielen im Wartezimmer. Foto: Lucy Liang

 

Heute kam fünfjähriges Mädchen Lili (Pseudonym) in die Praxis zum Besuch. Sofort hat sie sich schon mit dem Tomatengarten beschäftigt. Sie hüpfte ganze Zeit über die Tomaten-Sitzkissen, die ihre Lieblingsobjekte aus dem Wartezimmer geworden sind, mit denen sie gerne zusammen mit ihrer Mama Boden ist Lava, Tomaten-Fußball gespielt hat, und Tomaten-Haufen gemacht hat. Wenn sie noch eine kurze Pause gerne hatte, saß sie sich einfach auf das größte Kissen hin - unsere Fleischtomate.



Außer vier von mir selbst genähten Tomaten-Sitzkissen findet man hier auch zwei Wandbilder, die als eine comic-mäßige Tomatenanbauanleitung werken. Wenn man die Bilder genau betrachtet, merkt man, dass der Tomatenanbau außer wichtigem physiologischen Prozess, wie Keimung, Wachstum, Blütenbildung und Fruchtreife nicht vollständig illustriert wird. Eigentlich muss es auch nicht komplett dargestellt werden, das kann man ja eher auch nicht schaffen. Mit den Leerstellen werden Kinder eventuell ermutigt, auf ihre Art und Weise die Tomaten anzubauen.



Lili zeichnete auf der Verpackung eines Samentütchens. Foto: Lucy Liang

Obwohl auf den ersten Blick Lili nicht ganz von Wandbildern begeistert war, als sie ein Samentütchen zu verschönern versucht hat, zeichnete sie doch eine Tomatenpflanze nach derjenigen aus Wandbildern. Samentütchen zu basteln ist auch ihre Lieblingsaktion geworden. Zum Schluss bekam jeder vier gelb Buschtomatensamen in seinem Tütchen, die ich vorhin auf einem Biomarkt gekauft hatte, die ich zwar gerne selbst gewonnen hätte. Trotz der Überwintersfähigkeit der Tomatenpflanzen auf der Fensterbank zu hause habe ich den beiden den Weltfrauentag, also den 8. März, als Aussaattermin vorgeschlagen.



Foto: Lucy Liang

Wenn dort schon paar Samentütchen gab, sollte eine Saatguttausch-Tasche nicht fehlen. Die Tasche ist eigentlich ein Teil von den gesamten Wandbildern, die gerade passend in eine sogenannte Saatgutkiste-Schatzkiste eingebettet

ist. Zwar war Lili vor der Tasche ein bissen verwirrt, tatsächlich ist die Saatgutausch-Tasche meine

Foto: Lucy Liang

ambitionierteste Arbeit. Ich glaube, erst nachdem Kinder Mehrmals die Praxis besucht haben, wird ihre Auswirkung gesehen. Saatgut auszutauschen ist eine Art von Kommunikationsstrategien, besonders aufgrund der Kontaktbeschränkungen im Wartezimmer dürfen Kinder auf diese Weise immer noch miteinander vernetzt bleiben. Dank Baumwolle-Polyster-Mischgewebe der Tomaten-Sitzkissen schützen sich Kinder auch vor bakterieller Infektion.



Die letzte zwei Arbeiten aus dem gesamten Projekt sind echte Buschtomaten, wobei wegen Platzmangel ich nur zwei Buschtomaten im Topf, mit Namen Toma und Mate gezüchtet habe, und auch eine kindgerechte Gebrauchsanleitung, oder eventuell eine Visitenkarte. Auf der Vorderseite wird das Panorama des Wartezimmers dargestellt, wobei man direkt meine fünf Arbeite für das Tomatengartenprojekt findet. Auf der Rückseite ist eine echte kleine Gebrauchsanleitung zum Raum. Mit Illustrationen und dazu angepassten Beschreibungen verstehen Kinder, was sie hier im Wartezimmer möglich machen können, z. B. Tomatenpflanzen pflegen, sich auf das Tomaten-Sitzkissen hinsetzen, Saatgut austauschen, zusammen mit anderen Tomatengartenangehörigen eine Kochparty feiern.

Gebrauchsanleitung-Copyright-LucyLiang
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Vorderseite und Rückseite der Gebrauchsanleitung Foto: Lucy Liang

Die Illustration auf der letzten Seite der Gebrauchsanleitung Copyright: Lucy Liang

Das Essen bringt Leute zusammen. Ich habe es festgestellt, dass eine Kochparty oder ein gemeinsames Essen ein wichtiger Bestandteil meines Tomatengartenprojektes ist. Das Projekt sollte auch zur Realisierung einer Kochparty führen. Denn ursprünglich kommt die Tomatengartenidee aus Gemeinschaftsgartenkonzepten. Was in der Gemeinschaftsgärtenkultur wichtig ist, ist eben die sichtbare zunehmende und engere Zusammenarbeit zwischen Nachbarschaft, die in der Zukunft aufgrund Klimawandels für unser Überleben wichtig zu sein scheint. Durch das Zusammenkochen innerhalb der Praxis sollte die Beziehung zwischen Community-Mitgliedern gestärkt werden.



Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Tomatengartenprojekt Kindern zum Tomatenanbau motivieren soll. Der Schwerpunkt ist Zusammenarbeit zwischen Nachbarschaft zu ermutigen, zwar ist der Tomatenanbau aller erste Schritt, und leitet von Natur aus eine vernünftige, potentiale Entwicklungsrichtung. Selbst wenn Kinder keinen Gemeinschaftsgarten führen, an keiner Kochparty teilnehmen, erzeugt die Tomatenzucht an sich auch großen Schub im Kontext mit Kommunikationsstrategien, z. B. anderen die Tomatenpflanze mit reifenden Früchten zu zeigen.



Wenn man den Standort an sich von diesem Tomatengartenprojekt betrachtet, nämlich das Wartezimmer in einer Kinderarztpraxis, assoziiert man den Begriff Gesundheitsarchitektur. Der Begriff Gesundheitsarchitektur oder heilendende Architektur ist schon seit etwa 10 Jahren nach Deutschland gekommen, der ursprünglich von Architekturpsychologin Dr. Tanja Vollmer zusammen mit ihrer Kollegin Architektin Gemma Koppen für ihr Buch Die Erkrankung des Raumes entwickelt wird. Daher erfanden die beiden den Anti-Warteraum, so beispielsweise einen ca. 500 Quadratmeter großen Aufenthaltsbereich, in dem man alle Normalität aus Alltagsleben erleben kann, beispielsweise Schlafen im eigenen Zimmer, Essen im Gemeinschaftsraum, Spielen im Erlebnisbereich, Bewegung in Therapie- und Sportbereichen usw. Vollmer erklärt nach ihrer Studie zum Eltern-Kind-Patient, wenn Patienten und ihre Angehörigen einfach nur rumsitzen, erhöhen sich Ängste und Stress. Wenn sie sich stattdessen in Anti-Warteraum befinden, fühlen sie sich psychisch erleichtert. Leider bis jetzt gibt es noch keine Vorlage für ihre Idee, oder so ein Krankenhaus oder eine Klinik. Es ist auch genauso bei meinem Tomatengartenprojekt. Weil es so Luxus scheint. Aber die Wahrheit ist, wo wir uns wohl fühlen, genesen wir schneller.



Anti-Warteraum, einen circa 500 Quadratmeter großen Aufenthaltsbereich Bild: Kopvol Bildquelle: https://kopvol.com/de/anti-warte-raum/

Dass Kunst einen Beitrag zum „Healing Environment“ leisten kann, zeigt das Robert-Bosch-Krankenhaus in Stuttgart mit einem deutschlandweit einzigartigen und zukunftsweisende Kunstkonzept, nämlich die zeitgenössische Kunst für die Räume und spezifische Gegebenheiten entwerfen zu lassen. Heute wird es auch als Healing Art genannt. Z. B. um sich an der neuen Covid-Station anzupassen, hängen in jedem Patientenzimmer die von Künstler Chen Ruo Bing entstandenen originalen Gemälde, die Gemälde, die „eine meditative Ausstrahlung haben“. Denn Patienten, die von Kunst umgeben sind oder in einer gestalteten Umgebung liegen, regenerieren sich schneller. Kunst kann beruhigen, ablenken oder den Geist anregen. Ohne Reize werde das Gehirn dagegen schnell unruhig und fange an, sich selbst etwas auszudenken, sagt Isabel Grüner, Kunsthistorikerin und Kulturmanagerin, die seit 2001 Kunstbeauftragte am Robert-Bosch-Krankenhaus in Stuttgart ist.


Chen Ruo Bing hat 19 Bilder für die neue Corona-Station gemalt. Foto: RBK Bildquelle: https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.kunst-im-krankenhaus-corona-patienten-koennen-abtauchen.93cc5340-c931-4d5a-b946-166acf738936.html

 


Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich Architektur und traditionale bildende Kunst schon seit mehreren Jahren den Patient*innen widmen, damit sie sich wohl fühlen und schnell genesen können. Allerdings ist eine architektonische Gestaltung wegen ihres Kostens schwer umsetzbar.


Nun sollte nur diskutiert werden, welche Art von der räumlichen Kunst außer subordinierender bildenden Kunst den Patient*innen gegenüber günstiger ist. Da Architektur eine kommunikative Funktion hat, genauso die Erzählungsfunktion bei der Kunst am Bau, und die beiden gleichzeitig eine künstlerische und architektonische Qualität haben. Wie kann man bäuerlich skulptural und bildlich zusammen ein besseres Ergebnis führen? Ist das eine Bestleistung danach, was wir streben?


Wenn die Architektur schon sehr gelungen ist, hat das Gebäude von sich aus schon ästhetische, künstlerische Qualität. Laut Ludger Gerdes braucht man dort Kunst nicht noch zu addieren. So ist auch beim Kopvols Anti-Warteraum.


Das Dilemma ist dass, wenn die Architektur nicht so „gelungen“ is, oder nicht sehr vom Publikum wert-geschäzt ist. Die Architektur hat schon vor Jahren bemerkt, dass die Gestaltung öffentlichen Raumes nur durch funktionales und konstruktives Bauen unbe-friedigend ist. Dann fängt das Publikum mit allen möglichen Bildlichkeiten, rhetorischen Elementen, Symbole und Schmuck an, das Gebäude zu dekorieren. Aber man hatte eigentlich nichts zu erzählen.


Das Publikum hat den Wunsch, das Bäuerliches und Bildliches gleichzeitig in einem öffentlichen Raum zu haben, wie können Kunst am Bau und Architektur in der Praxis gegenseitig unterstüten? Wenn keine eine dominante Rolle spielt.


Kunst am Bau richtet nicht mehr an ästhetisch intendierte Form, sondern an die Funktionen und Erzählung. Wegen ihres auffälligen Aussehens hat Kunst allein eine Kraft, zu irritieren, zu beeinflussen, um zu funktionieren. Allerdings fehlt uns Künstler architektonisches Denken, in der Praxis kann es sein, dass die Architektur vernachlässigt wird. Der Bau und die Kunst sollten gut aneinander eingemischt sein, um gleichzeitig bäuerlich skulptural und bildlich auszuwirken, und um ihre Bestleistung, große Fragestellung zu liefern.


Eine große Diskussion liefernde Fähigkeit der Architektur ist, dass sie grundlegende Organisation einer von Menschen erschaffenen Umgebung ist. Sie beeinflusst den Alltag der Patient*innen mit "Gezwungenheit". Ihre Gewohnheit und Normalität werden direkt umprogrammiert. Im Vergleich zur Kunst hat sie eine schnelle Wirkung. Allerdings ist das Bauen aufwändiger.


Eine große Diskussion liefernde Fähigkeit der Kunst am Bau ist, dass sie teilweise schon im alten Bau realisiert werden kann. In vergleich zur Architektur hat sie wenigen Aufwand. Sie ist sozusagen schnell umsetzbar. Allerdings muss man eine Leerstelle mit genug großer Fläche für sie finden. Da die Kunst am Bau erzählen und funktionieren muss, und die große Aufmerksamkeit braucht, sonst ist es ein reiner Schmuck, oder eine Selbstverwirklichung.


Auf der anderen Seite bin ich auch der Meinung, dass der Schmuck auch den Patient*innen gut tut. Brauchen wir tatsächlich ein Kunstobjekt im Innerraum oder ein konstruktives Bauen? Die Antwort ist JA, wenn man aus langer Sicht die Probleme betrachtet. Meine Arbeit, eben so Kopvols Warteraum als eine kritische Kunst, und kritische Architektur sind nur ein Experimentierfeld. Mit Innovationspflicht versuchen die Kunst und die Architektur nur, den Patienten eine Art "Vorschein" einer ganz anderen Gesellschaft darzustellen. Auf langer Sicht sind sie wichtig für die künftige Krankenhaus- und Klinikentwicklung.


Üblicherweise, Je aufwändiger und das Werk ist, desto besser funktioniert und beeinflusst die Patient*innen besser. Wenn der Künstler auch über baulichen Einfluss auf den alltäglichen Gewohnheiten der Patienten nachdenkt und der Architekt auch für sein Gebäude über eine Umsetzung einer funktionalen und weniger aufwändigen Kunst am Bau nachdenkt, ist vielleicht besser.



Links:


Bremen, 08.12.2022

Lucy Liang

























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